Verehrtester Herr!

Ich weiss nicht ob Sie schon die Kunde erhielten, dass die deutsche Wissenschaft einen grossen Verlust zu beklagen hat, der auch Sie und mich besonders in hohem Grade trifft,—unser verehrter Freund Hofrath Bronn ist vor einigen Tagen plötzlich am Herzschlag gestorben, während er wie gewöhnlich im Hotel Schrieder seinen Nachmittags Kaffé trank!—²

Diese betrübte Nachricht wurde mir von Hause abwesend gemeldet; ich eilte sogleich nach Heidelberg um der Familie persönlich meine Theilnahme zu bezeigen.³ Herr Bronn hinterlässt eine Wittwe, eine Tochter und 2 Söhne, welche eben von Marseille ankamen wo sie in Handlungshäusern angestellt sind.

Bronn hatte eine immense Arbeits-Kraft, daher war nicht nur die neue Auflage der Uebersetzung vom “Origin” für den Druck vorbereitet,⁴ sondern auch das M.S. der Uebersetzung des Buches über die Orchideen war in der Kürzesten Zeit fertig, so dass wir nur auf die Clichées warteten um Satz und Druck zu beginnen. Ich wäre Ihnen recht verbunden wenn Sie Herrn Murray zur schleunigsten Absendung der Clichées veranlassen wollten.⁵

Was die Beobachtungen des Herrn Treviranus betrifft, so liesse sich vielleicht die Bekanntmachung derselben gleichzeitig damit bewerkstelligen, wenn er überhaupt deren Publikation beabsichtigt und sein M.S. fertig ist.⁶ Wissen Sie etwas von ihm?

Herr Bronn sandte neulich noch das M.S. der Zusätze welche Sie ihm lieferten und welches Sie für die amerik. Ausgabe wieder zu erhalten wünschten;⁷ ich lege solches diesem Briefe bei.

Ich werde nicht verfehlen Ihnen sobald die Uebersetzungen gedruckt sind, Ex. davon zu schicken;⁸ leider kann nun die Correctur nicht mehr von Br. gelesen werden, doch werde ich einen tüchtigen Corrector dafür anstellen.

Wenn Sie das unter der Presse sich befindende neue Werk von Ihnen mir später auch zusenden wollten, wäre ich Ihnen sehr verpflichtet.⁹

Mit grösster Hochachtung und Verehrung | Ihr ganz ergebenster E. Schweizerbart¹⁰