Hochverehrter Herr!

Nachdem ich das Buch des Herrn S. Butler, welches Sie die Güte hatten, mir senden zu lassen, nunmehr gelesen habe, freue ich mich doppelt, dass Sie dasselbe nicht als Hinderniss betrachten.² Herr Butler hat sich in der That nach seiner gewöhnlichen Art, die Sache sehr leicht gemacht, und wie mir scheint, nicht einmal die Mühe genommen, die Werke von Dr. Erasmus Darwin selbst zu lesen. Er citirt nur, was Dr. Dowson und Fräulein Seward citirt haben, und ist auf den “Tempel der Natur” ebensowenig wie auf den botanischen Garten näher eingegangen, trotzdem der letztere so reich an fruchtbaren Gedanken war, und der erstere doch als die reifste Darstellung seines Sÿstems nothwendig berücksichtigt werden musste.³ Fast scheint es mir daher, dass eine gründliche Darstellung nach Erscheinen des Butler’schen Buches nothwendiger geworden ist, als sie vorher war.

Was die deutsche Ausgabe anbelangt, so denke ich Ihre Praeliminar Notice unbedingt unverändert dem Buche voranzustellen, denn dieselbe wird naturgemäss für den deutschen Leser den Mittelpunkt des Interesses bilden.⁴ Vielleicht wird es geeignet sein, über einzelne Persönlichkeiten und Dinge, die Sie bei dem englischen Leser als bekannt voraussetzen dürfen, meinerseits in Anmerkungen, die an den Schluss des Bändchens zu stellen sein würden, einige Ausführungen hinzuzufügen; so über die Personen, an welche seine Briefe gerichtet waren, u.s.w.⁵ Über den letzteren Punkt werde ich natürlich einen bestimmten Entschluss erst durch die Ansicht Ihrer Druckbogen gewinnen. Für die Uebersetzung der poëtischen Citate in’s Deutsche habe ich einen in solchen Arbeiten sehr geschickten Freund gewonnen, und ich dachte deshalb diese Citate noch etwas zu vermehren, durch die bezeichnenden Stellen über die französische Revolution, die Philanthropie und vielleicht auch durch Mittheilung einiger Gelegenheitsgedichte, wie desjenigen an Dr. Boulton in Betreff der Theevase u.s.w.⁶

Butler’s “Life and habit” ist, wie ich nun selbst gesehen habe, durch Dr. Hermann Mueller im “Kosmos” viel zu günstig beurtheilt worden.⁷ Es ist eine auf manche Fälle vielleicht anwendbare Idee, die aber in ihrer Tragweite überschätzt wird, wenn man in ihr die Lösung aller Räthsel sucht, und ich habe mich schon gewundert, keine Opposition aus dem Kreise der deutschen Leser u Mitarbeiter des Kosmos darüber vernommen zu haben. Ich würde allerdings sehr glücklich darüber sein, wenn Sie über solche oder ähnliche Differenzpunkte Ihre Ansichten für unsere Zeitschrift einmal niederschreiben wollten, oder uns eine Notiz über den Stand Ihrer jetzigen Experimente zukommen lassen wollten, aber ich will Sie ganz gewiss auch nicht bitten, aus blossem Wohlwollen, eine Arbeit zu beginnen, die Ihnen vielleicht nicht sÿmpathisch wäre. Nur das möchte ich betonen, dass unsre Leser, mit den höchst vereinzelten Ausnahmen etlicher Gegner, die das Journal nur aus Politik lesen, alle Ihre begeisterten Verehrer sind, für die irgend eine kleine Notiz oder Zuschrift von Ihnen ein freudiges Ereigniss wäre.

Verzeihen Sie, hochverehrter Herr, wenn in diesen Zeilen unversehens der Redacteur des Kosmos durchgeblickt hat | Ihrem treulich ergebensten | Ernst Krause