Hochverehrter Herr!

Ihre freundlichen Zeilen vom 9 h., welche ich soeben empfing, bereiten mir eine grosse Freude, sofern ich daraus ersehe, dass Sie die kleine Gelegenheits-Schrift über Ihren Grossvater nicht ungünstig aufgenommen haben.² Ich hatte darüber, wie ich gestehen muss, einige Besorgnisse, denn die Idee dazu war erst spät (im Januar) entstanden, so dass Vorarbeiten und Druck schnell betrieben werden mussten, woraus sich die Lücken und Druckfehler der Arbeit erklären. Namentlich war es mir nicht möglich, das Buch von Miss Anna Seward zu erhalten, und ich habe mich mit den Auszügen aus demselben begnügen müssen, die ich in der Edinburgh Review und an einigen andern Stellen fand. Es war kein Grund vorhanden, diese Angaben für unzuverlässig zu halten, allein ich würde Sie herzlich bitten, auf diese und alle Theile des Artikels ein wachsames Auge zu richten, da bei meinem unvollständigen Quellen-Material leicht Irrthümer untergelaufen sein könnten.³ Namentlich habe ich nicht feststellen können, wann die erste Ausgabe des Botanic Garden erschienen ist? Meine Quellen schwankten zwischen 1780, 81, u. 89!⁴

Ich brauche wohl kaum zu sagen, dass es mir eine grosse Ehre und Freude sein würde, wenn Sie eine englische Uebersetzung des Essay’s veranlassen wollten, und ich werde mir erlauben, Ihnen nach einigen Tagen, einen verbesserten und mit einigen Zusätzen versehenen Abdruck zu diesem Zwecke einzusenden.

Da ich die Unvollständigkeit der kleinen Arbeit sehr wohl kenne, so habe ich gleich anfangs eine spätere Erweiterung derselben ins Auge gefasst, um sie etwa später einmal als kleines Buch herauszugeben. Ich habe zu diesem Zwecke Herrn Alberts⁵ gebeten, in England nach dem obigen Buche forschen zu lassen, allein er scheint in dieser Beziehung keinen Erfolg gehabt zu haben, und ich möchte daher die Bitte an Sie richten, mir obiges Buch, falls Sie es besitzen, auf einige Zeit leihen zu wollen. Bessern Erfolg haben wir in der Nachforschung nach einem Portrait Ihres Grossvaters gehabt, mit welchem wir die projektirte Buchausgabe ev. schmücken wollten. Ich weiss nicht, ob dasselbe aus einer Buchausgabe oder sonstwoher stammt, da ich kürzlich erst die briefliche Nachricht erhalten habe, dass mein Verleger, das Portrait aus Amsterdam erhalten hat.⁶ Es war meine Absicht, Ihnen dasselbe einsenden zu lassen, mit der Bitte, uns sagen zu wollen, ob es getreu und der Reproduction würdig ist. Vielleicht würden Sie uns alsdann eine bessere Vorlage oder Zeichnung freundlichst geben oder anfertigen lassen. Weil aber diese Publication möglicherweise noch längere Zeit auf sich warten lassen wird, so würde es mir eine grosse Freude machen, wenn die Fortnightlÿ Review oder eine andere englische Zeitschrift eine Uebersetzung der vorläufigen Skizze veröffentlichen wollte; die Uebersetzung würde nur sehr wenig Arbeit verursachen, da ja der grösste Theil aus wörtlichen Citaten besteht, welche keine Rückübersetzung erfordern.⁷ Vor Allem bitte ich Sie, vor dem Abdruck, Ihre bessernde und ergänzende Hand daran zu legen, und den Abdruck, den ich Ihnen einsenden werde, nur wie ein Manuscript zu betrachten, welches Ihnen mit der Bitte, seine Fehler zu verbessern, zugeht.

Mit den herzlichsten Grüssen und Wünschen für Ihr Wohlbefinden zeichne ich, hochverehrter Herr | Ihr | mit ganzer Seele ergebener | Ernst Krause